Hermann Lüdeking alias Roman Roszatowski
Auch heute
noch fühlt sich Hermann Lüdeking alias Roman Roszatowski in Deutschland oft als
„Fremder“. Durch die Nazis wurde er gewaltsam geraubt und zum „Deutschen“
Hermann Lüdeking gemacht.
In
„Litzmannstadt“, dem polnischen Lodz, wurde während der Besatzungszeit
besonders intensiv Jagd auf „rassisch wertvolle“ Kinder gemacht. Als Sechsjähriger wurde Roman Roszatowski von der
SS aus dem Waisenhaus entführt. Im September 1942 wurde er zunächst in das
„Gaukinderheim Bruckau“ – eine fürchterliche Umerziehungsanstalt – gesteckt, in
der die geraubten Kinder nur Deutsch sprechen durften und bei geringsten
Verstößen körperlich misshandelt wurden.
Die nächste
Station der „Germanisierung“ war dann das Lebensbornheim „Sonnenwiese“ bei
Kohren-Salis. Von hier aus wurde er der Pflegefamilie Lüdeking mit dem neuen
Namen „Hermann Lüdeking“ übergeben. Seiner Kindheit und eigentlichen „Heimat“
beraubt, seelisch und körperlich misshandelt, kennt er bis heute seine
familiären Wurzeln nicht. Seine Pflegemutter verstieß ihn, als er Klarheit bei
der Suche nach seiner Identität einforderte
und machte ihn dadurch erneut zum Opfer. Von staatlicher Seite erfuhr er
für sein Schicksal, so wie die anderen geraubten Kinder auch, keinerlei Anerkennung
und finanzielle Entschädigung.
Bis heute
schweigt der Deutsche Bundestag zum Schicksal der geraubten Kinder und
verweigert ihnen eine finanzielle Entschädigung!
Aus Halina Bukowiecka wurde Helene Buchenauer
Als Beispiel möge hier das Schicksal von Halina Bukowiecka
stehen:
Unter dem Vorwand einer notwendigen medizinischen
Untersuchung wurde 1942 die damals siebenjährige Halina Bukowiecka gemeinsam
mit ihrer Großmutter in das „Jugendamt Litzmannstadt“ (Lodz) einbestellt.
„Rasseeignungsprüfer“ der SS - getarnt mit weißen Mänteln – fotografierten
Halina und vermaßen sie von Kopf bis Fuß, Augenabstand, Nasenbreite und
Schädelform. Heimlich wurde sie dann in das Kinderheim in der Kompernikusstraße
13 in Lodz gebracht – ohne dass die Großmutter, bei der sie lebte, informiert
wurde. Anschließend kam Halina für sechs Wochen in das „Assimilierungsheim“
nach Bruckau (Brockow). Dort wurden die entführten Kinder gezüchtigt und für
jedes geringe Vergehen geschlagen. Zyta
Suse – ein ebenfalls aus Lodz geraubtes Kind -
berichtete, dass man aus den Kindern „das Polentum herausprügelte“ hatte.
Nach einer leidvollen und tränenreichen Zeit wurde Halina
Bukowiecka schließlich Ende 1942 in die
„Reichsschule für Volksdeutsche“ nach Achern in Baden deportiert. Dort wurde
den entführten Kindern erzählt, dass alle ihre Verwandten und Angehörigen tot
seien. Mit dieser Lüge wollten die Nazis nach der räumlichen Trennung von den
Angehörigen nun auch die seelische herbeiführen.
|